Page 5 - Züri Zeitung Zentrum - KW 33 - 2020
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DIENSTAG, 11. AUGUST 2020 | SEITE 5 für unsere Senioren.
Digitalisierung:
Generationenwohnen Senioren wollen mitmachen, sind
in langfristiger Perspektive aber auch verunsichert
Mit einem praxisorientierten «Digitalisierung» ist eines der häufigsten Schlagworte der heu-
Forschungsprojekt untersucht tigen Zeit. Kein Wunder: Immer mehr Verrichtungen des All-
das ETH Wohnforum – in Ko- tags werden mit PCs, Tablets und Smartphones und über das
operation mit der Careum Internet abgewickelt. Ob beim Einkaufen, für Behördengänge,
Forschung – Generationen- den Zahlungsverkehr oder einfach, um von Mensch zu Mensch
wohnprojekte in langfristi- zu kommunizieren.
ger Perspektive. Nach mehre-
ren Jahren wird der Blick zu- Ist die Digitalisierung schon Die Technik kann ältere Men-
rück auf die innovative Ur- bei allen angekommen? schen überfordern
sprungsidee gerichtet und die Seniorinnen und Senioren Das Kursangebot von Pro Se-
Entwicklung des Projekts bis müssten diese Frage eigent- nectute belegt, wie gross das
hin zum heute gelebten Wohn- lich (und vorerst noch) mit Interesse von Seniorinnen und
alltag reflektiert. «Jein» beantworten. Denn na- Senioren an digitalen Themen
türlich gibt es nach wie vor be- heute ist. Rund 9000 Kurse für
Das ETH Wohnforum – ETH Bild: freepik.com tagte Damen, die keine Bezahl- den Umgang mit Tablets, Com-
CASE (Centre for Research on Projekt der Zukunft: Es ist ein Wunsch eines Grossteils der älteren Bevölke- karten mit Pin-Code besitzen. putern und anderen Geräten
Architecture, Society & the Bu- rung, in einem Haus mit verschiedenen Generationen zu wohnen. Sie heben ihr Geld am Bank- organisiert die Organisation pro
ilt Environment) am Departe- schalter ab und gehen dann Jahr in der Schweiz. Allerdings
ment Architektur der ETH Zü- Siedlungen mit mehreren Ge- Generationen, aber auch teil- mit dem gelben Einzahlungs- wird dort schon auch sehr viel
rich ist ein interdisziplinäres nerationen schreibt man gros- weise gezielt Personengruppen büchlein zur Post. Auch gibt Technik vermittelt, denn ohne
Forschungszentrum, das sich ses Potenzial zu, dass dort Soli- im Alter über 50 Jahre anspre- es rüstige Rentner, die noch diese geht es halt nicht. Doch
mit der Gestaltung lebenswer- darität und gegenseitige Unter- chen. Manche davon wurden nie einen Computer beses- was viele jüngere Internet- und
ter Wohnumwelten befasst. Sein stützung erwartet wird. bereits von der Age-Stiftung ge- sen, geschweige denn verwen- Handy-Nutzer fasziniert und
Ziel ist es, Grundlagen, Strate- fördert. det haben. Viele ältere Men- motiviert, bremst und überfor-
gien und anwendungsorien- Wunsche der Bevölkerung pd schen haben nicht einmal ein dert die älteren Semester oft.
tierte Lösungsvorschläge zu Fra- Gerade für das Älterwerden zu Handy, und schon gar keines Sie wollen zwar den Anschluss
gen des Wohnens zu erarbeiten. Hause sind solche unterstüt- mit Internetzugang. Und dies an die digitale Welt schaffen,
Das Forschungsinstitut der Ca- zenden Nachbarschaften wich- DIE AGE-STIFTUNG oft einfach, weil sie technisch können aber mit dem Tempo
reum Hochschule Gesundheit tig. Neben altersfreundlichen Die Age-Stiftung fördert Wohn- damit nicht klarkommen. Doch nicht mithalten. Und damit ist
tickt ähnlich, aber mit Schwer- Wohnungen und ambulanten und Betreuungsangebote fürs solche Leute werden langsam, auch das Tempo eines Internet-
punkt sektorenübergreifend sowie intermediären Versor- Älterwerden in der deutsch- aber sicher rarer hierzulande. oder Computerkurses gemeint.
nutzerorientierte Versorgungs- gungsstrukturen gelten funk- sprachigen Schweiz mit fi- Denn das Interesse von Senio-
ansätze und innovative Wohn-, tionierende Netzwerke im na- nanziellen Beiträgen. Um die rinnen und Senioren an der Ängste und Unsicherheiten
Pflege- und Sorgeformen über hen Sozialraum als unerlässli- Breite und Vielfalt von Wohn- Digitalisierung wächst stetig. müssen respektiert werden
die Lebensspanne. Leitidee ist che Voraussetzung – sowohl für möglichkeiten zu fördern, in- Diese bringt ja auch viele Vor- Nicht ganz zu Unrecht haben
«Ageing in Place» am «Gesund- die Einbindung ins soziale Le- vestiert sie in zukunftsfä- teile mit sich. Seniorinnen und Senioren auch
heitsstandort Privathaushalt». ben als auch für allfällige Hilfe- hige Projekte und informieren Vorbehalte, was die Segnungen
leistungen. Die zunehmend di- über gute Beispiele. Dabei ste- Digitale Themen der Digitalisierung anbetrifft.
Mit dem dreijährigen, praxis- versifizierten und individuali- hen der alternde Mensch und interessieren Senioren sehr Es gibt viele Ängste, etwas ka-
orientierten Forschungsprojekt sierten Lebensentwürfe sowie seine Bedürfnisse im Zentrum. Gemäss der letzten nationalen puttzumachen oder irgendwo-
«Generationenwohnen in lang- die erhöhte Mobilität können Die Stiftung berücksichtigt Lö- Studie «Digitale Senioren» von hin zu geraten, wo man nicht
fristiger Perspektive – von der den Beziehungen zu anderen sungen, die den unterschiedli- Pro Senectute und der Univer- mehr herauskommt. Auch wer-
Intention zur gelebten Umset- Generationen im Alltag vie- chen finanziellen, körperlichen sität Zürich aus dem Jahr 2015 den Seniorinnen und Senioren
zung» möchte das ETH Wohn- ler Menschen entgegenstehen. und kognitiven Ressourcen al- waren bereits damals mehr als immer wieder Opfer von hinter-
forum – in Kooperation mit der Es ist daher auch ein Wunsch ternder Menschen Rechnung die Hälfte der Senioren regel- hältigen Betrügern, die weltweit
Careum Forschung – Genera- eines Grossteils der älteren Be- tragen, die ihre Privatsphäre mässig im Internet unterwegs. ihr Unwesen treiben. Wo? Na-
tionenwohnprojekte unter die völkerung, in einem Haus mit schützen und ihren Interessen Zwischen 2010 und 2015 stieg türlich im Internet.All dem gilt
Lupe nehmen. Ein passender verschiedenen Generationen zu entgegenkommen. Die Age- ihr Anteil um fast 50 Prozent. es Rechnung zu tragen, wenn
Ansatz ermöglicht es, die meist wohnen. Stiftung unterstützt Projekte, Inzwischen dürfte er nochmals ältere Menschen für die Digita-
innovativen Ursprungsideen sol- die das Potenzial haben, neue deutlich höher liegen. Und viele lisierung fit gemacht werden.
cher Projekte nach mehrjähri- Im Rahmen dieses praxisorien- Erkenntnisse zu gewinnen und der befragten Personen besitzen Eines ist aber klar: Seniorinnen
gem Bestehen mit der aktuellen tierten Forschungsprojekts wird dadurch das Themenfeld Woh- inzwischen ein eigenes Handy. und Senioren wollen dabei sein,
Umsetzung zu vergleichen und ein Set von Projekten unter- nen und Altern weiterzuentwi- Die Pro Senectute schätzt, dass und sie können es.
den effektiven Entwicklungs- sucht. Darin werden verschie- ckeln. heute sogar über 80 Prozent der pd
prozess zu analysieren. Aus den dene Überbauungen und Sied- Personen im Pensionsalter über
Jahren der Projekterfahrung soll lungen aus der Schweiz aufge- www.age-stiftung.ch Mobiltelefon oder Smartphone www.christines-
man lernen, denn Häusern und nommen, die Zielgruppen aller verfügen. seniorenbetreuung.ch
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Sport und Bewegung im Alter
Sport und Bewegung fördert Ihre Gesundheit und steigert damit
die Lebensfreude. Pro Senectute hält in der ganzen Schweiz ein
vielfältiges Angebot mit verschiedenen Sportarten für Seniorin-
nen und Senioren bereit. Über 450 Bewegungslektionen pro Tag
finden in der ganzen Schweiz statt.
Tipps für Bewegung:
• In den eigenen vier Wänden: Aktuell ist das vielseitige Sport-
Bild: pixabay und Bewegungsangebot von Pro Senectute aufgrund des
Corona-Virus eingestellt und die Seniorinnen und Senioren
müssen sich zum eigenen Schutz ins Private zurückziehen.
Wie die Beweglichkeit und Fitness mit einfachen Übungen
zu Hause gefördert und somit die Lebensqualität im Alter
erhalten oder gar verbessert werden kann, können Sie unter
www.sichergehen.ch/zu-hause-trainieren nachlesen.
• Youtube-Kanal von Pro Senectute Schweiz: Dort werden
Kurze und längere Video-Trainings regelmässig veröffent-
licht.
Weitere Infos: www.prosenectute.ch
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