Page 7 - Winterthurer Woche - KW 49 - 2021
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DIENSTAG, 7. DEZEMBER 2021 SEITE 7
TiM – Tandem im Museum Schoop
Für gemeinsame kulturelle In der Schweiz drohen die Lichter auszugehen
Erlebnisse
Es ist höchste Zeit, dass wir Grüne gegen grünen Strom
Ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich oft allein, besonders in aus unseren energiepoliti- Auch die Wasserkraft muss
der Adventszeit. Und die Pandemie hat die Einsamkeit zusätz- schen Träumen erwachen: ausgebaut werden, um den
lich verstärkt. Das Projekt «TiM – Tandem im Museum» er- Bereits in wenigen Jahren Strombedarf der Zukunft zu
möglicht einerseits persönliche Begegnungen und soll ande- drohen schwere Stromman- decken. Der Trend zur Elekt-
rerseits mehr Menschen dazu begeistern, ins Museum zu ge- gellagen in unserem Land – rifizierung in der Mobilität und
hen. Denn in der Schweiz besuchen nur gerade fünf Prozent mit immensen Schäden für beim Heizen verstärkt den
der Menschen regelmässig ein Museum. Die Idee ist so simpel Gesellschaft und Wirtschaft. Druck. Unverständlich ist da-
wie erfolgreich: Über 100 freiwillige «TiM-Guides» begleiten bei der Widerstand der links-
eine ihnen fremde oder nur flüchtig bekannte Person bei einem Braucht es die Wende von grünen Kreise. Sie sabotieren
Museumsbesuch. Nun finden im Advent fast täglich Schnup- der Energiewende? Die Aus- die Erreichung der Klimaziele,
peranlässe in der ganzen Schweiz statt, wo Guides und neue sichten jedenfalls sind düs- indem sie Ausbauprojekt ver-
Museumsbesucher/innen einfach und direkt zusammenfinden. ter. Laut einer Analyse des hindern. Ein aktuelles Beispiel
Bundes drohen schon 2025 ist der Stausee an der Trift
schwere Strommangellagen. im Berner Oberland. «Klima-
Das bedeutet: eine Stromlü- schützer kämpfen gegen grü-
cke von 30 Prozent oder mehr Dr. Adrian Schoop ist Unter- nen Strom», titelte SRF. Diese
über mehrere Monate. Beson- nehmer und FDP-Grossrat. Haltung von Links-Grün ist wi-
ders dramatisch ist die Lage dersprüchlich und heuchle-
im Winter. Wir müssen damit risch.
rechnen, dass uns ausgerech- Aus meiner Sicht als libera-
net in der kalten Jahreszeit die ler Politiker und Unternehmer Wohlstand und Lebens-
Lichter ausgehen. Wenn wir muss die Energiepolitik der qualität in Gefahr
nicht im Dunkeln sitzen und Schweiz zwingend zwei Ziele In ähnliche Selbstwidersprü-
frieren wollen, müssen wir uns erfüllen: Sie muss die Versor- che verwickeln sich die Linken
also dringend mit dem Prob- gung sicherstellen, und der und Grünen auch bei Wind-
lem der Versorgungssicherheit Strom muss sauber produziert und Solarprojekten – und erst
beschäftigen. Im Interesse von werden. recht bei den klimafreundli-
Bild: © TiMTaM/Thomas Kern 2021
uns allen: Gemäss dem Bun- chen Kernkraftwerken.
In Museen finden Begegnungen statt. Menschen aus unterschiedlichen Gene- desamt für Bevölkerungs- Dank dem bewährten Ener- Lassen Sie mich Klartext re-
rationen oder Lebenswelten tauschen sich aus und erfinden eine Geschichte schutz drohen wirtschaftliche giemix der Schweiz aus Was- den: Die Lage ist zu ernst
zu einem Museumsobjekt. Schäden von 100 Milliarden ser- und Kernkraft ist unsere für solche verantwortungs-
Franken. Stromproduktion ausseror- losen Spielchen. Wir dürfen
Über 30 schweizweit verteilte meinsame Erfahrung lernen dentlich sauber und klimaneu- die Versorgungssicherheit der
Museen beteiligen sich an der sich die zwei einerseits kennen, Sicher, sauber, KKW tral. Wenn wir auf die Kern- Schweiz nicht an die Wand
Adventsaktion. Mit dabei sind andererseits erhalten die neuen Es ist deshalb höchste Zeit, kraft verzichten, müssen wir fahren. Sonst gefährden wir
so unterschiedliche Museen wie Museumsbesucher einen nie- dass wir aus unseren ener- auf Gaskraftwerke oder zu- unseren Wohlstand und un-
das Musée Jenisch in Vevey, das derschwelligen, spielerischen giepolitischen Träumen erwa- nehmend unsichere Importe sere Lebensqualität.
Klostermuseum St. Johann in Zugang zu den Exponaten. Die chen. Denn die Rechnung wird ausweichen – die viel drecki-
Müstair, das Museum für Urge- Geschichten werden auf Musée nicht aufgehen: Mit dem Aus- ger sind als unser einheimi- Fazit: Weg mit den ideologi-
schichte in Zug oder das Migros imaginaire Suisse (MiS) zusam- stieg aus der Kernenergie ver- scher Strom. schen Scheuklappen, hin zu
Museum für Gegenwartskunst men mit einem Selfie des Tan- liert die Schweiz rund einen vernünftigen und realistischen
in Zürich. Wer mit einem Guide dems veröffentlicht. Drittel ihrer Stromproduktion. Es führt daher kaum ein Weg Lösungen!
zusammengebracht werden pd Die bisherigen Erfahrungen daran vorbei, die Laufzeit
möchte, geht einfach zu einem zeigen nur allzu deutlich, dass der bestehenden Kernkraft- Ihre Meinung zu diesem
der Schnupperevents. ein Ersatz durch alternative werke zu verlängern und den Thema interessiert uns.
Quellen wie Wind- oder Solar- Bau neuer Kernkraftwerke der Schreiben Sie per Mail an:
Wie sich das Tandem Wer mit einem Guide zusam- kraft unrealistisch ist. jüngsten Generation zu planen. schoop@zuercherwoche.ch
zusammensetzt mengebracht werden möchte,
Im Zentrum des gemeinsamen geht einfach zu einem der
Museumsbesuchs steht die Be- Schnupperevents in den fol-
gegnung von Menschen aus ver- genden Museen: Bethlehem geht online
schiedenen Lebenswelten, ob
diese nun auf eine unterschied- • Museum für Urgeschichte
liche Herkunft, die Zugehörig- Zug Die Kinderhilfe Bethlehem
keit zu einer anderen Genera- • Museum Schlössli Vorder- macht mit einer eigenen Web-
tion oder zu einem anderen so- Bleichenberg, Biberist So- site auf die Weihnachtskol-
zioökonomischen Status grün- lothurn lekte für das Kinderspital in
den. «Tandem im Museum will • Musée Visionnaire, Zürich Bethlehem aufmerksam. Unter
die Kommunikation zwischen • Fricktaler Museum «weihnachtskollekte.ch» fin-
• Gewerbemuseum Winter-
Menschen, die sich nicht oder thur den sich Informationen zur
kaum kennen, fördern», sagt • Museum Rietberg Arbeit des Kinderspitals, zur
Franziska Dürr, Kulturvermitt- • Historisches Museum Ba- aktuellen Situation in Bethle-
lerin und Geschäftsleiterin von sel: Haus zum Kirschgarten hem und zu den Spendenmög-
TiM. «Die Tandems werden von • Musée Jenisch, Vevey lichkeiten. Unterstützt wird
Personen initiiert, die das Pro- • Museum Wetzikon die Aktion von der Schweizer
jekt bereits kennen und sich • Le Musée jurassien des arts Bischofskonferenz.
freiwillig engagieren wollen.» de Moutier
Die TiM-Guides seien Türöff- • Kunst Museum Winterthur Bischof Felix Gmür, Präsident
ner, indem sie aktiv auf Mitmen- • Wirkstätte Bruder Klaus, der Schweizer Bischofskonfe-
schen zugehen und diese fragen, Sachseln renz und Protektor des Caritas
ob sie Lust auf einen gemeinsa- • Kunstmuseum St.Gallen Baby Hospital in Bethlehem, be- Bild: zVg
• Kunstmuseum Thun
men Museumsbesuch hätten, • Museum für Kommunika- tont in einer kurzen Videobot- Patient im Kinderspital Bethlehem.
führt Dürr aus. Und: Sie bauten tion, Bern schaft die Bedeutung des Spi-
so Schwellenängste ab und hol- • Migros Museum für Gegen- tals für die Region und bittet um Patienten aus armutsbetroffe- Bethlehem mit Sitz in Luzern. Es
ten Menschen ab, die von sich wartskunst, Zürich Unterstützung der diesjährigen nen Familien ins Spital gekom- ist das einzige Spital im Westjor-
aus vielleicht keinen Museums- • Stadtmuseum Aarau Weihnachtskollekte. Diese wird men seien und hält fest: «Nur danland, in dem ausschliesslich
besuch machen würden. • Krippenwelten, Stein am in den Weihnachtsgottesdiens- dank vieler Spenden konnten Kinder behandelt werden − un-
Rhein ten traditionell für das Kinder- all diese Kinder bei uns behan- abhängig der religiösen oder so-
Tandem-Geschichten spital in Bethlehem aufgenom- delt werden». Die Weihnachts- zialen Herkunft ihrer Familien.
Gemeinsam erfindet das Tan- Info und Anmeldung zu den An- men. Dr. Hiyam Marzouqa, Chef- kollekte trägt wesentlich zur Fi- pd
dem eine Kurzgeschichte zu lässen auf: ärztin des Caritas Baby Hospital, nanzierung des Spitals bei. Be- Weitere Informationen
einem Kunstwerk oder Mu- www.tim-tam.ch/de/anlaesse ihrerseits berichtet, dass in den trieben wird das Caritas Baby zur Aktion unter:
seumsobjekt. Über diese ge- letzten Monaten viel mehr kleine Hospital vom Verein Kinderhilfe www.weihnachtskollekte.ch