Page 11 - Horgener Woche - KW 25 - 2021
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DIENSTAG, 22. JUNI 2021 SEITE 11
Der Berg ruft in diesem Sommer
Das macht der SBV
Outdoor-Erlebnisse und Na- wohl im Sommer als auch im Für einen hohen
tur-Abenteuer stehen momen- Winter.» Mitte September letz- Ausbildungsstandard
tan hoch im Kurs. Die Berg- ten Jahres durfte der SBV 28
führer bewegen sich in einer neue Mitglieder darunter drei Der Schweizerische Bergfüh-
dynamischen Branche, wo- Frauen in seine Reihen aufneh- rerverband SBV-ASGM wurde
bei eine qualifizierte Ausbil- men. Sie haben alle die dreijäh- 1906 gegründet und ist die ge-
dung, der Sicherheitsaspekt rige berufsbegleitende Ausbil- samtschweizerische Organisa-
und Nachwuchsförderung im dung «Bergführer/in eidg.FA» tion der Bergführer wie auch
Zentrum stehen. Um seine An- erfolgreich absolviert. Momen- Wanderleiter, Kletterlehrer
liegen und Forderungen bes- tan liegt der Frauenanteil aus und Seilzugangsspezialisten.
ser durchzusetzen, hat der historischen Gründen noch bei Zu seinen Dienstleistungen ge-
Schweizerische Bergführer- drei Prozent. Mathey würde es hört, die Mitglieder schnell und
verband SBV mit einer parla- jedoch begrüssen, wenn sich flexibel in den drei Schwer-
mentarischen Arbeitsgruppe noch mehr Frauen zur Bergfüh- punkten «Mobilität & Anerken-
nung», «Nachwuchsförde-
sein politisches En-gagement rerin ausbilden lassen würden. rung» sowie «Freier Zugang»
verstärkt. Die Branche ist auch von Co-
Bild: pixabay zu unterstützen. Dabei hat sich
rona tangiert. Nach dem Lock- der engagierte Verband das
Unsere Freizeitgesellschaft hat Outdoor-Erlebnisse in den Bergen sind hoch im Kurs: Auch in diesem Sommer down – während dem auch die Ziel gesetzt, über nationale
sich in den letzten Jahren stark erwarten die Schweizer Bergführerinnen und -bergführer wieder viele Gäste, Bergführer ihren Beruf nicht und internationale Kompeten-
gewandelt und bietet eine breit- Corona bedingt immer noch viele Schweizerinnen und Schweizer. ausüben konnten – haben sie zen zu verfügen, um so quali-
gefächerte Palette von Möglich- in den letzten Sommermona- tativ hochwertige Führungs-
keiten an. Dabei ist das Bedürf- Hier müssen wir oftmals mit Be- verse Arbeitssicherheit-Kurse ten von der Situation profitiert: arbeit und ein professionelles
nis nach Erlebnissen in der Na- hörden und Umweltschutzorga- an und organisiert Präventions- «Wir hatten mehr Schweizer in Risikomanagement leisten zu
tur, nach Abenteuer und dem nisationen einen Kompromiss kampagnen. «Dabei ist es wich- den Bergen, die unsere Dienste können. Ebenso setzt der SBV
«ultimativen Kick» gross. Der suchen.» tig, vor allem auch die auslän- in Anspruch genommen ha- viel daran, von der Öffentlich-
Berg- und Wandersport ist Teil dischen Gäste zu erreichen», ben.» keit positiv und als wichtigs-
dieser Entwicklung, nicht zu- Durch die Verstädterung und so Mathey. «Hier hat es noch ter touristischer Dienstleis-
letzt deshalb, weil die alpinen das veränderte Freizeitverhal- Potenzial nach oben.» Das Swiss Auch auf politischer Ebene ist ter wahrgenommen zu wer-
Regionen die letzten zusam- ten sind neue, attraktive Out- Mountain Training mit mehr als der SBV aktiv und kämpft zu- den. Einen hohen Stellenwert
menhängenden Landschaften door-Berufe entstanden wie 50 Jahren Erfahrung ist zudem sammen mit dem SAC für einen hat die Nachwuchsförderung
sind, in denen Kraft, Ursprüng- Wanderleiter, Kletterlehrer, eine zertifizierte und mehrstu- freien Zugang der Bergprofis in respektive die Aus- und Wei-
lichkeit und Schönheit der Na- Mountainbike- oder Canyoning- fige Ausbildung für alle Berg- den Bergen. Im März hat der terbildung. Dabei engagiert
tur erlebt werden können. Doch Guide. Dazu Mathey: «Eine gute wanderer, Tourengänger und Verband seine politischen Ak- sich der Verband für eine fun-
da stellt sich auch unmittelbar fundiert Aus- und Weiterbildung Bergsteiger. Letztes Jahr hat es tivitäten intensiviert und eine dierte Berufsausbildung, die
die Frage: Die Bergwelt sport- ist für unsere Mitglieder zent- aufgrund des grossen Andrangs überparteiliche Gruppe Berg- den menschlichen, techni-
lich nutzen und gleichzeitig ral. Denn Bergführer ist ein Ri- in den Bergen etwas mehr Berg- berufe gegründet. «Die Idee ist, schen und fachlichen Ansprü-
schützen – geht das? «Wir set- sikoberuf und auch die zusätzli- und Wanderunfälle gegeben als dass wir unsere Anliegen und chen seiner Mitglieder gerecht
zen uns zusammen mit dem chen Adventure-Angebote dür- in anderen Jahren – aber ohne Forderungen via 25 bergaffine wird. In diesem Zusammen-
Schweizer Alpin-Club SAC für fen nur durch gut ausgebildete eine signifikante Erhöhung. Parlamentarier direkt im Par- hang hat die Unfallverhütung
eine intakte Bergwelt ein, die Profis angeboten werden.» Ri- lament deponieren können», hohe Priorität.
Bergsportler hautnah erleben sikomanagement ist ein zent- Bergführerinnen sind gefragt so Mathey. «Unsere dynami-
können», erklärt Pierre Mathey, rales Thema in allen SBV Aus- Ein grosses Anliegen ist dem sche Branche hat grosses Poten- 60 Mio. Franken Umsatz
Geschäftsführer des Schwei- und Weiterbildungen. «Wir set- Verband die Nachwuchsförde- zial. Doch um die ständig neuen Der SBV zählt rund 1800 Mit-
zerischen Bergführerverban- zen uns dafür ein, dass neue rung. «Der durchschnittliche Bedürfnisse und Erwartungen glieder, dazu Bergführer, Wan-
des SBV-ASGM. Dieser freie Zu- alpentechnische Entwicklungen Bergführer ist 59 Jahre alt. Es unserer Gäste zu erfüllen, müs- derleiter, Kletterlehrer und As-
piranten wie auch Firmen wie
gang sei allerdings nicht immer schnell Eingang in die Praxis fin- ist uns wichtig, junge Leute zu sen wir flexibel bleiben und uns Bergsteigerschulen und Berg-
einfach. «Wir fordern naturver- den, und dass sich verlässliche motivieren», so Mathey. und dem Markt anpassen. Nur so führerbüros. Die Bergführer
träglichen Bergsport, wobei un- Standards entwickeln», betont er ergänzt: «Dabei wollen wir können wir unsere Bergberufe selber generieren einen jährli-
erschlossene Landschaften ge- Mathey, der selbst ausgebilde- nicht einen Extremalpinismus fördern und weiterentwickeln.» chen Umsatz von rund 60 Mil-
schützt werden und wir unsere ter Bergführer ist. Der SBV geht fördern, sondern das Bewegen lionen Franken.
Aktivitäten klimaschonend ge- bezüglich Arbeitssicherheit pro mit mehr Sicherheit und rich- www.sbv-asgm.ch CR
stalten. Dies bedingt aber keine aktiv vor und bietet zusammen tige Verhalten im klassischen
unnötigen Beschränkungen. mit Partnerorganisationen di- Felsen und Tourengelände so- Corinne Remund
Für friedliche Begegnungen zwischen Wandervolk und Kühen
Pünktlich zum Start der Wan- wegzudenken – rund 12'000 Ki- Zweites Video
dersaison zieht es nicht nur lometer Wanderwege führen der «Like to Hike»-Serie
Wanderfans, sondern auch über alpwirtschaftliche Nutz- Die Kampagne «Like to Hike»
Tausende Nutztiere auf die flächen. «Ein Zusammentref- wurde im «Coronasommer»
Schweizer Alpen. Damit die fen von Wandernden und Mut- 2020 ins Leben gerufen, als be-
Begegnung mit Kühen und terkühen mit ihren Kälbern ist sonders viele unerfahrene Wan-
ihren Kälbern friedlich ab- da sehr wahrscheinlich. Damit derinnen und Wanderer unter-
läuft, gilt es, ein paar Grund- dieses friedlich abläuft, ist das wegs waren. «Wir haben festge-
regeln zu beachten. Der Ver- korrekte Verhalten der Wan- stellt, dass grundlegendes Wan-
band Schweizer Wanderwege derbegeisterten zentral», er- der-Know-how oft fehlt und
hat in Zusammenarbeit mit klärt Luana Speiser vom Verein Aufklärungsbedarf besteht», be-
dem Verein Mutterkuh Schweiz Mutterkuh Schweiz. schreibt Patricia Cornali, Kom-
die wichtigsten Tipps im zwei- Bild: zVg munikationsverantwortliche
ten Video der Serie «Like to Aufgepasst beim Wandern: Die sensiblen Muttertiere haben einen starken Be- Wanderwege gänzlich von Kuh- bei den Schweizer Wanderwe-
Hike» zusammengestellt. schützerinstinkt und verteidigen ihre Sprösslinge, wenn sie sich bedroht fühlen. weiden abzuzäunen, ist nämlich gen, die Entstehung der Idee.
weder möglich noch sinnvoll. Das erste Video fokussierte auf
Kühe sind grundsätzlich friedli- Im Animationsvideo der Se- auch Wandernde ohne Hun- Denn Kühe sind weit mehr als die Basistipps für eine gelun-
che Wesen. Die sensiblen Mut- rie «Like to Hike» klären die debegleitung sollten stets mit nur populäre Fotosujets, sie er- gene Wanderung. «Da der Clip
tertiere haben jedoch einen Schweizer Wanderwege und grossem Abstand um die Kuh- füllen auch wichtige Aufgaben: so positiv aufgenommen worden
starken Beschützerinstinkt und Mutterkuh Schweiz auf: Distanz herde wandern, nicht zwischen Durch den Verzehr des Grases war, haben wir den Ausbau von
verteidigen ihre Sprösslinge, halten, Kälber nicht berühren den Jungtieren und ihren Müt- erhalten sie Weiden als Kultur- ‹Like to Hike› in eine Videoserie
wenn sie sich bedroht fühlen. und Hunde an der Leine füh- tern durchgehen und das Ver- landschaft. Diese wird vom Vieh beschlossen. Man darf also auf
Die oftmals über 600 Kilogramm ren, lautet das Credo. Hunde- halten der Tiere im Auge be- als Futterfläche und von Wan- neue Videos zu weiteren Wan-
schweren und bis zu 40 km/h halter müssen besonders vor- halten: Schnauben, Kopfsenken derern als Erholungsstätte ge- derthemen gespannt sein», tea-
schnellen Tiere können für Wan- sichtig sein, da die Haustiere oder Scharren sind deutliche nutzt. «Neben diesem ökologi- sert Cornali an.
dersleute dann zur Gefahr wer- das Rindvieh an seinen natür- Warnsignale. Korrektes Verhal- schen Zweck dienen die Rin- pd
den. Die Einhaltung von drei ein- lichen Feind, den Wolf, erin- ten für ein friedliches Miteinan- der zudem als unverzichtbare
fachen Regeln senkt das Risiko nern und starke Abwehrreaktio- der Kühe sind aus dem Schwei- Milch- und Fleischlieferanten», www.like-to-hike.ch
eines Vorfalls massgeblich. nen provozieren können. Aber zer Landschaftsbild kaum mehr ergänzt Speiser. www.beef.ch